ELF: Karajicas Rückzug ist klar – doch fünf Fragen zur Zukunft der ELF bleiben offen
- A.T.

- 1. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Analyse | Düsseldorf | Rheinische Post · Die European League of Football verkündet einen Führungswechsel und spricht so offen wie nie von Zusammenarbeit mit der Franchise-Allianz EFA. Aber da endet auch schon die Klarheit der Verlautbarung. Im Gegenteil: Einige Liga-Interna wirken nun noch nebulöser.

Pressemitteilungen sind längst zum vorherrschenden Kommunikationsmittel im schwelenden Richtungsstreit um die Zukunft der European League of Football (ELF) geworden. Die Ligaleitung wie auch die European Football Alliance (EFA) als Zusammenschluss von neun ELF-Franchises, darunter Titelverteidiger Rhein Fire, schreiben viel und oft übereinander, nur miteinander – so der öffentliche Eindruck – wird selten bis gar nicht über die zentralen Themen des Disputs gesprochen.
Vordergründig war die Pressemitteilung der ELF vom Donnerstagabend also nur die nächste in dieser Reihe. Doch sie war anders. Zum einen natürlich, weil sie einen konkreten Führungswechsel und einen (wie auch immer gearteten) Rückzug von Hauptgesellschafter und Geschäftsführer Zeljko Karajica zum Thema hatte.
Zum anderen aber auch, weil ihr Wortlaut mit Blick auf die EFA wie eine reichende Hand klingt.
„Der neue Co-CEO wird die Aufgabe haben, eng mit der European Football Alliance (EFA) zusammenzuarbeiten, um wichtige Chancen in den Bereichen Governance, Ligaregeln und Franchise-Expansion zu nutzen“,
heißt es dort, und das hört sich zum ersten Mal seit Wochen nach Dialog an.
Vieles bleibt unklar
Aber es bleibt eben trotzdem bei einer Absichtserklärung. Und dass auch nach dieser Verlautbarung noch manches unklar ist, beweist nicht nur, aber gerade auch die Tatsache, dass die ELF zumindest die deutschsprachige Version ihrer Mitteilung am Freitagmorgen noch einmal versandte, mit
Änderungen im Wortlaut gegenüber dem Vortag an mindestens 15 (!) Stellen.

Im Folgenden seien einmal fünf Fragen genannt, die auch nach der ELF-Mitteilung offenbleiben und stattdessen neue Fragen aufwerfen zu Interna der Liga:
Welche Rolle übernimmt bzw. behält Zeljko Karajica nach Saisonende? Zumindest in diesem Punkt herrscht seit der korrigierten Pressemitteilung vom Freitagmorgen nun mehr Klarheit. „Zeljko Karajica, Gründer, Mehrheitsaktionär und derzeitiger CEO, wird bis zum Ende der laufenden Saison als Co-CEO tätig bleiben“, heißt es dort. Und in der begleitenden E-Mail steht: „CEO Zeljko Karajica zieht sich mit Ende der Saison 2025 aus der Geschäftsführung zurück.“ Das ist also klar. Er gibt das operative Geschäft auf und dürfte damit einen wichtigen Punkt für die EFA erfüllt haben, um diese dazu zu bewegen im existierenden Rahmen der ELF eine Neuausrichtung mitzugestalten und von einer Liga-Neugründung abzusehen. Doch was ist mit Karajicas Rolle als Hauptgesellschafter der ELF? Immerhin hält er mit seiner SEH Sport Beteiligungs GmbH aktuell 71,74 Prozent an der Liga. Behält er die und den damit verbundenen Einfluss? Oder zieht er sich auch dort zurück? Darüber verrät die Pressemitteilung nichts.
Wer wird Karajicas Nachfolger als CEO der Liga? Ein konkreter Name wird nicht genannt in der Mitteilung, aber da der neue Geschäftsführer zunächst neben Karajica bis Saisonende als Co-CEO fungieren soll und diese Personalie von den Gesellschaftern der Liga einstimmig abgesegnet wurde, ist davon auszugehen, dass die Person Karajica zumindest genehm ist. Was genauso klar sein dürfte: Sie wird kein Kandidat sein, der aus dem Kreis der „EFA-Rebellen“ stammt.
Wenn der Führungswechsel seit langem geplant war, wieso dann trotzdem der Rücktritt von Patrick Esume? In der Mitteilung heißt es, der Führungswechsel weg von Karajica sei „ein sorgfältig überlegter und seit langem geplanter Schritt“. Wenn dem so ist, dürfte Patrick Esume, Noch-Commissioner der ELF und Gründungsbuddy von Karajica, die Pläne doch eigentlich kennen. Trotzdem kündigte er in der vergangenen Woche seinen Rückzug an – mit explizitem Bezug auf Differenzen zu Karajica. Das lässt nur einen Schluss zu: Auch mit der Form und konkreten Person für die Karajica-Nachfolge verband Esume keine Hoffnung auf Besserung, weil so lediglich Karajicas Weg weitergeht. Oder aber Esume war über den geplanten Führungswechsel erst gar nicht informiert – was auch kein gutes Zeichen für das Klima in der operativen Führung der Liga wäre.
Wie ergebnisoffen wird die Zusammenarbeit von ELF und EFA? Wie erwähnt, wird die Kooperation mit der Allianz um Rhein Fire explizit genannt in der Pressemitteilung. Und allein die Tatsache, dass die ELF die EFA als Partner bei der Weiterentwicklung der Liga nennt, ist ein konstruktiver Fortschritt. Über konkrete Maßnahmen der Zusammenarbeit schweigt sich die Mitteilung jedoch naturgemäß aus.
Was ist nun mit einer neuen ELF-Franchise aus London? In der Version vom Donnerstagabend hieß es: „Bereits jetzt gibt es konkretes Interesse potenzieller neuer Teams für die kommende Saison – darunter ein lang erwarteter Standort in London.“ In der Version vom Freitagmorgen ist nur noch vom „starken Interesse potenzieller neuer Teams für die kommende Saison“ die Rede und weiter: „Ankündigungen dazu folgen in Kürze“. Dieser verbale Rückzieher schafft in jedem Fall mehr Fragezeichen als Antworten.
Das Firmengeflecht um Karajica (auszugsweise)

Akutelle Gesellschafterstruktur der ELF GmbH

Anm.: Diese Gesellschafter entscheiden wie es in und mit der ELF weitergeht
Alfred Tkaczuk
(Quelle: Rheinische Post - Stefan Klüttermann)





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