EFA | ELF: Ende der ELF nach desaströsem Auftritt des Neo-CoCEOs quasi fix – so plant die EFA
- A.T.
- 19. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Hamburger Abendblatt Exklusiv: European League of Football konnte abtrünnige Teams mit Ex-Hertha-Chef Ingo Schiller nicht besänftigen. Auch die Hamburg Sea Devils vor dem Aus.

Es war zumindest ein versöhnlicher Abschluss für die Hamburg Sea Devils. Nach zuvor zwei deutlichen Klatschen bei Stuttgart Surge (0:48) und Nordic Storm (7:40) feierte das American-Football-Team im letzten Saisonspiel bei Berlin Thunder einen 56:44-Sieg. Cornerback Roedion Henrique hüpfte fröhlich an den mitgereisten Fans vorbei, dahinter drehte Linebacker Jeremy Sarfo ausgelassene Pirouetten.
Es war wohl die letzte Party der Sea Devils, die ihre fünfte Saison in der European League of Football (ELF) mit drei Siegen und neun Niederlagen abgeschlossen und die anvisierten Play-offs deutlich verpasst haben. Und auch die ELF dürfte spätestens mit dem am 7. September in der Stuttgarter MHP Arena geplanten Finale Geschichte sein.
European League of Football nach fünf Jahren vor dem Aus
Zur Erinnerung: Die 2020 vom Hamburger Sportinvestor Zeljko Karajica und Football-Experte Patrick Esume gegründete und 2021 erstmals an den Start gegangene Liga war in den vergangenen Jahren zunehmend in finanzielle Probleme geraten. Auch die Sea Devils, bei denen Karajica ebenfalls Mehrheitsgesellschafter ist, hatten zuletzt mit zahlreichen Vollstreckungsverfahren zu kämpfen (Abendblatt berichtete exklusiv).
Nachdem zunächst Esume seinen Ausstieg aus der ELF bekannt gegeben hatte, verkündete die ELF wenig später auch den Rückzug Karajicas als ELF-Geschäftsführer. Gleichzeitig wurde der langjährige Hertha-BSC-Manager Ingo Schiller als künftiger ELF-Geschäftsführer präsentiert – verbunden mit der Ankündigung, auf die European Football Alliance (EFA) zuzugehen. Der Zusammenschluss von mittlerweile elf Teams hatte sich angesichts ausstehender Zahlungen und fehlender Transparenz öffentlich gegen die ELF-Führung positioniert und die Gründung einer eigenen Liga forciert.

Ingo Schiller sprach am vergangenen Montag mit der EFA
„Zeitnah wird Schiller die Verantwortlichen der Franchises zu einer Versammlung einladen, bei der auch auf die Anregungen der European Football Alliance (EFA) eingegangen wird“,
teilte die ELF Anfang August mit. Nach Abendblatt-Informationen fand am vergangenen Montag tatsächlich ein Gespräch statt, wenn auch anders, als es sich Schiller vorgestellt haben dürfte!
Die EFA hatte sich für eine zweitägige Klausurtagung in Frankfurt am Main versammelt, der eine Woche zuvor vorgestellte Schiller schaltete sich per Videoanruf dazu. Ein Teilnehmer der EFA spricht dem Abendblatt gegenüber von einem
„desaströsen Auftritt“,
den der 60-Jährige hingelegt habe. Letztendlich sei Schiller nach nur fünf der veranschlagten 15 Minuten Gesprächszeit von Vertretern der Madrid Bravos
hinauskomplimentiert worden.
EFA plant Abspaltung mit zwölf Teams
Konkrete Fragen der EFA-Teams habe der langjährige Fußballmanager nicht beantworten können. Dabei ging es etwa darum,
ob die Miete für das Finalspiel in Stuttgart bereits bezahlt worden sei,
ob das Spiel überhaupt stattfinden könne,
wie die aktuelle Finanzlage der ELF aussehe und
wann denn die ausstehenden Umsatzbeteiligungen von der ELF an die Teams gezahlt würden.
Laut dem Sitzungsteilnehmer, der anonym bleiben möchte, herrschte unter den EFA-Teams anschließend der Konsens, dass
Schiller eine „Nebelkerze“ der ELF
sei, bei der Karajicas SEH Holding weiterhin Mehrheitsgesellschafterin ist.

Anstatt zu einer Besänftigung der abtrünnigen Teams führte Schillers Auftritt dem Vernehmen nach zum Gegenteil:
Die EFA sieht sich in ihren Abspaltungsplänen bestätigt.
Nach Abendblatt-Informationen wird in den kommenden Wochen ein zwölftes Team der Allianz beitreten, in diesem Umfang plant man auch die Saison 2026.
Jüngstes Mitglied ist Berlin, das in dieser Spielzeit sportlich häufig nicht konkurrenzfähig war. Seit Anfang Mai kämpft die Betreibergesellschaft Football Berlin GmbH zudem mit einem Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung, konnte sich in den vergangenen Tagen aber für die Zukunft aufstellen. Mit dem Post-Stadion in Moabit soll in der kommenden Saison eine moderne Spielstätte zur Verfügung stehen, neuer Hauptgesellschafter ist Till Grönemeyer, Neffe des Musikers Herbert Grönemeyer.

Grönemeyer, der in den vergangenen Jahren bereits Minderheitsgesellschafter in Berlin war, präsentierte in der vergangenen Woche bei der Vollversammlung der EFA sein neues Konzept
„Restart Berlin Thunder“.
Damit erklärte Grönemeyer auch, dass Thunder im Jahr 2026 nicht mehr in der ELF spielen wird, sondern der EFA beitritt. Definitiv nicht mehr dabei werden hingegen die Sea Devils sein – was gleichzeitig das Aus der Hamburger Franchise bedeutet.
Alfred Tkaczuk
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