top of page

Wer finanziert Rhein Fires neue Liga – und warum? Die Spur führt nach Wien – und womöglich zur NFL

  • Autorenbild: A.T.
    A.T.
  • vor 14 Stunden
  • 4 Min. Lesezeit

Die AFLE und ihre Investoren

RP Analyse | Düsseldorf · Zwei Unternehmer in Österreich haben sich zu zentralen Figuren des Football-Umbruchs entwickelt. Sie treiben ein Modell voran, das Europa als Markt für US-Investoren neu definieren soll. Und ein ganz großes Vorhaben vorbereiten soll?


ree

Die Fantastischen Vier müssen in diesen Wochen und Monaten ihre helle Freude am europäischen Football haben. Nicht nur, weil sie beim Finale der European League of Football im September im Stuttgart als Halbzeit-Act auftreten durften, sondern vor allem, weil der andauernde Clinch um die Zukunft einer oder mehrerer Ligen herrliche Abkürzungen produziert. ELF, EFA, FFA und AFLE – da fällt einem ja fast zwangsläufig der Fanta4-Abkürzungshit „MfG – Mit freundlichen Grüßen“ von 1999 ein. Kostenloses Marketing at ist best.

Und seit Dienstag sind wir alle also bei der AFLE angekommen, der „American Football League Europe“. Freunde sollen sie aber lieber „The League: Europe“ nennen. Sagt die AFLE. Was sie auch sagt, ist, dass ihr Spielbetrieb für die kommenden fünf Jahre durchfinanziert sei. Von einem „US-based family office“, also einer in den USA beheimateten Organisation, die das private Vermögen einer oder mehrerer wohlhabender Familien verwaltet, steuert und mehren soll.


Europas Football als lohnendes Invest

Sie ist damit eine Liga auf Basis des Investorenmodells, also der Variante, die innerhalb der European Football Alliance (EFA) noch einmal zu einer Abspaltung von Teams wie den Vienna Vikings, Rhein Fire oder den Wroclaw Panthers geführt hatte. Der Rest der EFA – inzwischen ja in den Schoß der ELF zurückgekehrt – befürwortet weiterhin ein Modell, bei dem die Franchises die Liga gemeinsam lenken und finanzieren.

Zurück zur AFLE. Und zum Investor. Mehr als die Info, dass es sich dabei um ein Family Office handelt, verrät die Gründungsmitteilung der Liga aber nicht. Das ist dünn. Also begeben wir uns auf Spurensuche. Und die führt nach Wien. Zu den Vikings. Die haben seit einigen Jahren in Robin Lumsden einen Miteigentümer, der sich zum Ziel gesetzt hat, den Football auf dem Kontinent voranzubringen. Vor allem wirtschaftlich. Als lohnendes Invest. Der österreichisch-amerikanische Rechtsanwalt und Unternehmer hält 30,47 Prozent an den Vikings als Privatperson, 67,53 Prozent gehören der Investment-Firma Venture Equity, an der Lumsden ebenfalls mehrheitlich beteiligt ist.

Robin Lumsden und Joel Nagel, Co-Investoren der Vienna Vikings und Masterminds der AFLE
Robin Lumsden und Joel Nagel, Co-Investoren der Vienna Vikings und Masterminds der AFLE

Nach Lumdsen stieg unlängst auch Joel Nagel als Co-Owner und Investor bei den Wienern ein. Bei der ELF-Mannschaft der Vikings, die in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert ist. Nagel ist ebenfalls Rechtsanwalt. International vernetzt. Von Österreich bis Belize. Mit Lebensmittelpunkt in Wien. Stammt aus Pennsylvania. Ein Pittsburgh-Steelers-Fan, der unter einem Gastbeitrag im Netz eine Jobbezeichnung abgibt, die mit Blick auf die AFLE hellhörig macht:

Joel Nagel is an international asset protection and corporate lawyer who heads SOFOS Partners, a unique shared family office (SFO) with global interests in banking, insurance, sports , media, real estate development, hospitality, and timber.“

Zu Deutsch etwa:

„Joel Nagel ist ein internationaler Anwalt für Vermögensschutz und Unternehmensrecht, der SOFOS Partners leitet, ein einzigartiges Shared Family Office (SFO) mit globalen Interessen in den Bereichen Bankwesen, Versicherungen, Sport, Medien, Immobilienentwicklung, Gastgewerbe und Holz.“

Passen da zwei Puzzlestücke zusammen?

Ein Vikings-Co-Owner, der die Gründung der AFLE auf Basis des Investorenmodells maßgeblich mit vorangetrieben hat, ist im Hauptjob also Leiter einer Organisation, die im Auftrag diverser Familien deren Geld in lohnende Investments stecken soll. Da könnten Puzzlestücke zusammenpassen, oder?

Von links nach rechts: Daphne Barak, Joel Nagel, Susan Nagel, Robin Lumsden
Von links nach rechts: Daphne Barak, Joel Nagel, Susan Nagel, Robin Lumsden

Erhellend sind dazu auch Äußerungen, die Nagel zu Europas Football als Invest im April 2025 schreibt (übersetzt): „

Ich bin optimistisch, was die Zukunft des American Football in Europa angeht, sowohl als Fan als auch als Investor.“

Oder an anderer Stelle:

„Auf professioneller Ebene ist das Investitionspotenzial enorm, nicht unähnlich einem aufstrebenden Start-up.“

Das klingen Begeisterung und Investitionslust durch.

Wenn wir also an dieser Stelle einmal davon ausgehen, dass Nagel, Lumsden und vielleicht noch weitere Partner die Gelder für die AFLE besorgt haben, bleibt eine Frage offen: Wo genau sehen die Investoren das lohnende Invest? Schließlich war die ELF bislang kein ausgewiesener wirtschaftlicher Erfolg. Hierzu findet man nichts – genauso wenig übrigens, wie man Finanzdaten oder Ähnliches zu den SOFOS Partners findet in öffentlich zugänglichen Dokumenten. Über die Höhe des AFLE-Invests ist dann auch zum jetzigen Zeitpunkt nichts bekannt.


Liegt die Antwort auf das Warum am Ende bei der NFL?

Aber es ist einmal mehr Nagel, der einem eine Idee einpflanzt, worin der langfristige Sinn eines AFLE-Invests liegen könnten. Wo der „Return of invest“ zu finden ist. Die Antwort lautet: in der NFL und ihrer Gelddruckmaschine. Die AFLE könnte ein Weg für die AFLE-Investoren sein, früher oder später an die Fleischtöpfe der NFL zu kommen. Dann nämlich, wenn die AFLE sich als Vorstufe einer viel diskutierten NFL Europe Division etabliert in konsequenter Fortführung der International Games.

Werfen Sie einen Blick hinter die Kulissen mit Joel Nagel, internationaler Anwalt, Unternehmensleiter und stolzer Miteigentümer der Vienna Vikings, der das Team am Spieltag begleitet. Dieser kurze Zusammenschnitt, der im Juni 2025 von Lena Harrer gedreht wurde, fängt Momente mit Joel, seiner Frau und seinem Mitbesitzer Dr. Robin Lumsden ein, wie sie die Vikings von der Tribüne aus anfeuern. Mit Aufnahmen von den Vorbereitungen vor dem Spiel und der Atmosphäre während des Spiels spiegelt das Video Joels kontinuierliches Engagement für die Verbreitung des American Football in Europa wider.

Zitieren wir an der Stelle noch einmal Joel Nagel selbst (übersetzt):

„Die Vorstellung einer künftigen NFL Europe Division mit Städten wie London, Frankfurt und hoffentlich Wien ist kein Hirngespinst mehr. Es ist strategisch sinnvoll für die Liga, und wir glauben, dass Wien in einer ,Sweet Spot‘-Position ist, um Teil dieser Zukunft zu sein“,

schrieb er im April 2025. Und zitieren wir auch NFL-Commissioner Roger Goodell aus dem Oktober 2022, am Rande eines London-Games:

„Wir versuchen herauszufinden, ob man mehrere Standorte in Europa haben könnte, wo NFL-Franchises ansässig sein könnten. Denn das wäre als Division einfacher.“

In der Wirtschaft wie im Sport ist es nicht unüblich, dass große Akteure (wie hier die NFL) einen „Soft-Launch“ oder eine „Proof-of-Concept“-Plattform durch Dritte finanzieren lassen, um das Risiko zu minimieren, bevor sie selbst massiv investieren.

Im Dezember 2025 gibt es jedenfalls die AFLE. Dank eines Millioneninvests von Joel Nagel und seiner Partner? Als strategischer Schritt der NFL? Wir wissen es nicht. Aber es würde passen. Wie Puzzleteile.


A.T.


Kommentare


bottom of page