Von Pittsburgh nach Wien: Wie ein Steelers-Fan Co-Owner der Vienna Vikings wurde
- A.T.

- 22. Juli
- 5 Min. Lesezeit
Beim Cointoss zum Heimspiel Prague Lions @ Vienna Vikings war Joel Nagel, Co-Investor der Vienna Vikings, neben Vikings Main-Owner Robin Lumsden und Chargé d’affaires a.i. der US-Botschaft Kami A. Witmer, die den Spielball übergab, mit auf dem Spielfeld.

Wer ist der Vienna Vikings Co-Investor Joel Nagel?
Joel Nagel ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Anwaltskanzlei Nagel & Associates, LLC. Er studierte an der Georgetown University of Law und schloss sein Studium im Jahr 1990 mit einem L.L.M. mit höchster Auszeichnung ab. Seinen Doctor Juris (JD) erwarb er an der West Virginia University. Als Fulbright-Stipendiat studierte er 1987 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und an der Haager Akademie für Völkerrecht. Zudem schloss er sein Studium der Politikwissenschaft und Germanistik am Allegheny College mit Auszeichnung ab.
Joel Nagel erzählt wie er als Steelers-Fan Co-Owner der Vienna Vikings wurde
Football war für mich schon immer mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung. Ich bin in den 1970er Jahren außerhalb von Pittsburgh aufgewachsen, einer goldenen Ära für den Football – insbesondere für Fans der Steelers. Zwischen 1974 und 1979 gewannen die Steelers vier Super Bowls. Was für eine großartige Zeit, um Teil der Steeler Nation zu sein! Für ein Kind, das in West-Pennsylvania aufwuchs, war Football nicht nur ein Sport, sondern Teil der DNA.
Als ich erwachsen wurde und mein Job mich um die ganze Welt führte, habe ich die Pittsburgh Steelers nie aufgegeben – bis heute bin ich ein treuer Fan mit Saisonkarte. Natürlich lebe ich heute in Wien, und schaffe es nicht oft nach Pittsburgh. Aber meine Kinder gehen zu den Spielen und ich begleite sie, wann immer ich kann. Glücklicherweise habe ich einen anderen Weg gefunden, um meinen täglichen Football-Hunger zu stillen: die Vienna Vikings.
Engagement bei den Vienna Vikings
Als mir die Möglichkeit geboten wurde, Miteigentümer (und Anwalt) der Vienna Vikings, eines der herausragendsten American-Football-Teams Europas, zu werden, habe ich nicht lange gezögert. Obwohl Fußball zweifellos die beliebteste Sportart in Europa ist, hat mich die Idee, American Football in Wien zu fördern, in mehrfacher Hinsicht angesprochen.

Ich bin persönlich ein großer Football-Fan, egal auf welchem Kontinent dieser Sport gespielt wird. Die Möglichkeit, vom Zuschauer zum Teil des Teams zu werden und an den täglichen Entscheidungen und der Leitung eines Teams beteiligt zu sein, ist für mich wie ein Traum, der wahr geworden ist. Im Laufe der Jahre habe ich enge Freundschaften mit Spielern wie Franco Harris, einer Legende aus Pittsburgh, geschlossen. Wir haben gemeinsam an einigen Geschäftsprojekten gearbeitet.
Das Investitionspotenzial ist auf professioneller Ebene ähnlich wie bei einem aufstrebenden Start-up enorm. Die Vienna Vikings sind zwar ein etabliertes Team mit einer langen und stolzen Tradition in Österreich. Als ich zu ihnen kam, hatten sie jedoch auf internationaler Ebene noch keine Spuren hinterlassen. Die Vikings waren eine nationale Amateurhochburg und erst kürzlich der internationalen European League of Football (ELF) beigetreten, einer professionellen europäischen Liga. Ich hielt dies für den perfekten Zeitpunkt, um dem Team beizutreten und es dabei zu unterstützen, sich von der begrenzten nationalen Ebene zu einem internationalen Spitzenreiter zu entwickeln.
Natürlich gibt es, wie bei jedem Start-up, Herausforderungen und offene Fragen auf dem Weg dorthin. Wie werden sich die Vikings auf internationaler Ebene behaupten? Wie werden wir die besten Spieler bekommen? Werden die Fans dem Team in der neuen Liga treu bleiben?
All diese Fragen, so war mir klar, konnten mit Strategie, vorausschauender Planung und starker Führung beantwortet werden. Als Anwalt und lebenslanger Football-Fan hatte ich das Gefühl, dass ich einen Beitrag leisten konnte.

Ein genauerer Blick auf die Vienna Vikings
Österreich verfügt über ein beeindruckendes Football-Fördersystem, in dem fast 1.000 Spieler ihren Weg von den Amateurligen bis in den Profibereich machen – und das auf Highschool-Niveau. Das bietet einen riesigen Pool an lokalen Talenten, aus dem ausgewählt werden kann.
Die Regeln der ELF sehen vor, dass Teams nur vier amerikanische Spieler auswählen dürfen. Diese Regel sorgt für faire Wettbewerbsbedingungen und verhindert ein „Wettrüsten“ um ausländische Stars, das frühere europäische Football-Ligen zum Scheitern gebracht hat.
Anders als einige Teams in der ELF, die sich stark auf ihre amerikanischen Spieler verlassen, die oft NFL-taugliches Talent mitbringen, setzen die Vienna Vikings auf eine Mischung aus lokalen, europäischen und amerikanischen Talenten.
Diese Kombination ist wichtig. In der letzten Saison spielten wir beispielsweise in Polen. Wir lagen das ganze Spiel zurück und mussten ohne unseren Stamm-Quarterback auskommen. Sogar unser Ersatzspieler verletzte sich während des Spiels. Da sprang unser dritter Quarterback ein, ein 40-Jähriger, der seit Jahren nicht mehr professionell gespielt hatte. Entgegen aller Widrigkeiten führte er den letzten Drive an und gewann das Spiel in den letzten 30 Sekunden. Genau das ist die Art von Widerstandsfähigkeit und Tiefe, die wir aufbauen wollen.
American Football vs. europäischer Football
American Football hat in Europa noch einiges aufzuholen, um mit der NFL gleichzuziehen – das lässt sich nicht leugnen. Aber genau das macht diese Entwicklung so spannend. Hier herrscht Authentizität und der echte Wunsch, ein Höchstmaß an Professionalität zu erreichen.
Im Gegensatz zum Fußball, dessen europäische Fangemeinde oft männlich und lautstark ist, ist American Football eine Familienangelegenheit. Man sieht Eltern und Kinder, die gemeinsam das Spiel genießen. Diese Dynamik hat dazu beigetragen, dass der Sport bei unterschiedlichen Zielgruppen an Beliebtheit gewonnen hat. Die Tatsache, dass Englisch die offizielle Sprache des Sports ist, erweitert das Publikum um Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen.
Die Zukunft des American Footballs in Europa sieht rosig aus
Ich bin sowohl als Fan als auch als Investor optimistisch, was die Zukunft dieses Sports in Europa angeht. Letztes Jahr haben Millionen von Menschen das Finale der Europameisterschaft, den Eurobowl, verfolgt. Die Vienna Vikings haben es bis ins Finale geschafft, auch wenn wir knapp verloren haben. Das wachsende internationale Publikum ist jedoch unbestreitbar.
Insbesondere die Vienna Vikings haben eine breite und wachsende Fangemeinde, die über Österreich hinausgeht. Aufgrund der historischen Rolle Wiens als Kulturhauptstadt zieht die Organisation Fans aus Ungarn, Polen, Slowenien und darüber hinaus an, sodass die Vikings mehr als nur das Team Österreichs sind.

Auf dem Weg zu einer NFL Europe?
Wir führen derzeit Gespräche mit mehreren NFL-Teams über den Aufbau strategischer Partnerschaften. Die Idee einer NFL-Europe-Division mit Städten wie London, Frankfurt und hoffentlich auch Wien ist kein Wunschtraum mehr. Dies ist für die Liga strategisch sinnvoll und wir glauben, dass sich Wien in einer idealen Lage befindet, um Teil dieser Zukunft zu sein.
Persönlich glaube ich, dass Football immer eine Quelle der Freude bleiben wird. Ich liebe diesen Sport, genieße ihn wann immer möglich mit meinen Kindern und setze mich voll und ganz für das Wachstum und die Expansion der Vikings ein.
Ja, es gibt noch viel zu tun. Die NFL hat bestimmte Standards gesetzt, und Europa muss aufholen. Aber der Weg ist klar. Die Begeisterung ist echt. Und das Fundament, das wir aufbauen, ist solide.
Ich bin stolz darauf, ein Teil davon zu sein.
Alfred Tkaczuk
Herausgeber des Blogs ViennaVikingsALLIN.info
(Quellen: Joel Nagel - übersetzt mit Unterstützung von DeepL, Vienna Vikings, FirmenABC)





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