Head Coch Max Sommer tritt zurück: „Wertschätzung und Unterstützung haben gefehlt“
- A.T.

- vor 2 Stunden
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Paukenschlag im österreichischen Football nach dem erfolgreichen Europameistertitel. Headcoach Max Sommer tritt ab – und spart nicht mit Kritik.

Die Entscheidung sei nicht leicht, aber mehr als gut überlegt. Das wird im Gespräch mit dem frischgebackenen Europameistertrainer des österreichischen Football-Nationalteams deutlich. Max Sommer, Headcoach und jahrelang prägende Figur im heimischen Sport, verlässt die große Bühne und tritt nach der erfolgreichen Titelverteidigung bei der EM zurück.
„Mir war schon vor geraumer Zeit bewusst, dass ich mein Amt niederlegen werde, wenn die Ziele erreicht sind“,
sagt der Steirer. Diese Ziele sind nach dem Sieg über Deutschland im Halbfinale und dem deutlichen 27:0-Endspielerfolg gegen Finnland abgehakt, die Coaching-Karriere zu Ende.
„Ich bin unglaublich stolz. Nicht nur auf die Mannschaft, sondern auf das gesamte Betreuerteam. Wir haben einen neuen Standard für Football in Europa gesetzt.“

Doch der Weg zu diesem neuen Standard, zu dieser kaum vergleichbaren Professionalität auf Nationalteam-Ebene hatte seinen Preis. Und diesen Preis ist Sommer nicht mehr bereit zu zahlen.
„Wir haben diese Rahmenbedingungen für dieses Turnier geschaffen, in dem wir persönlichen Einsatz eingebracht haben, der ganz viele Personen in diesem Betreuerstab, inklusive mir, über die Maßen erschöpft hat.“
Unterstützung gab es auf diesem holprigen Weg kaum, Wertschätzung oftmals noch weniger.
„Es kam für mich der Punkt, in dem diese zehn bis zwölf Tage gemeinsam mit dem Team, die immer zu den schönsten Tagen meines Lebens zählen, nicht mehr die restliche Zeit im Jahr überwogen haben.“
Kritik am Verband
Konkret habe die
Zusammenarbeit mit der Verbandsführung „nicht mehr funktioniert“,
wie Sommer erklärt.
„Es ist nie gelungen, gemeinsam mit Sportdirektor, Generalsekretär und Vorstand des AFBÖ ein gemeinsames Bild zu zeichnen, wie dieses Programm Nationalteam aussehen kann. Ich hatte klare Vorstellungen, aber es gab immer wieder persönliche Widerstände und unprofessionelles Verhalten in einer Situation, in der wir professionelles Verhalten gebraucht hätten.“
Auf freiwilliger Basis hätten der 37-Jährige und sein Betreuerteam Wochen und Monate investiert, ohne dafür die nötige Wertschätzung seitens des Verbandes zu bekommen. Das Verständnis für eine weitere Professionalisierung des Nationalteam-Projekts habe schlichtweg gefehlt, Entscheidungen seien immer mit
„viel Kampf und Krampf“
verbunden gewesen.
„Und wenn du es dann nicht schaffst, dass du dich auf ein gemeinsames Bild des Projekts zu einigen, dann muss eben eine der zwei Parteien Konsequenzen ziehen.“
Anm.: Ob das hier die "richtige" Partei war?

Diese Konsequenzen teilte Sommer seinem Team per Brief mit, die Verbandsführung wurde ebenso informiert.
„Ich will meinen unfassbaren Stolz und Dankbarkeit ausdrücken, bei diesem Projekt mitgearbeitet zu haben. Aber ich will auch klar zeigen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.“
Wie es für Sommer weitergeht, ist klar. Dem American-Football-Tagesgeschäft hat er abgeschworen, mehrere Angebote abgelehnt. Die junge Familie und sein Job stehen für ihn mehr denn je im Mittelpunkt.
„Ich habe die letzten fünf Jahre oft genug schlecht geschlafen. Seit ich diese Entscheidung getroffen habe, schlafe ich aber wie ein Baby, obwohl ich mittlerweile weiß, dass Babys nicht so gut schlafen.“
Hoffnung bei Sommer
Der nunmehr Ex-Headcoach des Nationalteams hat die
„große Hoffnung, dass sich einer aus dem bestehenden Betreuerstab berufen fühlt, diese schwierige Aufgabe zu übernehmen. Immerhin war das der großartigste Betreuerstab aller Zeiten im europäischen Football.“
Diese Aufgabe sei aber alles andere als leicht in den bestehenden Strukturen.
„Die Hoffnung stirbt aber zuletzt“,
wie Sommer erklärt, der selbst drei Hoffnungen für den österreichischen Footballs hat.
„Ein solider und gut gecoachter Amateurfootball, in dem Jugendliche die Faszination Football erfahren dürfen.
Eine professionalisierte Liga, in der die kontinentalen Talente regelmäßig im Wettkampf stehen und das Leben eines Profisportlers leben können.
Und: Mindestens alle zwei Jahre ein Spiel Österreich gegen Deutschland – in einem würdigen Rahmen.“
Denn genau dieser sei bei dieser Europameisterschaft nicht gegeben gewesen.
„Diese Rahmenbedingungen waren nahezu unwürdig. Wenn auf einem Spielfeld beide Finalspiele gespielt werden, bei Regen im Oktober, dann ist das ein Schlag ins Gesicht, wenn man versucht, ein professionelles Produkt zu liefern.“
Mit seinem Rücktritt endet eine Ära, in der Max Sommer den österreichischen Football auf ein neues Niveau gehoben hat – sportlich erfolgreich, organisatorisch aber zermürbend.
Der AFBÖ hat sich bislang (Stand: Donnerstagvormittag) nicht zu dem Rücktritt Sommers geäußert.
Alfred Tkaczuk
(Quellen: Kleine Zeitung - Matthias Janisch, Heute, ORF Sport, Laola1, u.a.)





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