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ELF x EFA: "Es hat ja jeder gelacht, dieses Ansinnen von 24 Teams, weil ja jeder wusste, die gibt es nicht"

  • Autorenbild: A.T.
    A.T.
  • 19. Juli
  • 5 Min. Lesezeit

Der Präsident des österreichischen Verbandes AFBÖ benennt den aus seiner Sicht großen Gründungsfehler der European League of Football, skizziert, warum er auch die neugegründete Allianz EFA kritisch sieht, und er erklärt, wie viele Teams er in einer europäischen Liga sieht.

Michael Eschlböck, Präsident des österreichischen Footballverbandes AFBÖ
Michael Eschlböck, Präsident des österreichischen Footballverbandes AFBÖ

Ein Exklusivinterview der Rheinischen Post

Herr Eschlböck, hat Sie die Gründung der European Football Alliance überrascht?

Es hat mich insofern überrascht, als es ja schon dieses Vorläufermodell [FFA, d. Red.] vor einem Jahr gegeben hat. Darum weiß ich jetzt nicht, warum man ein Nachfolgemodell ins Leben gerufen hat. Aber die beteiligten Teams werden schon wissen, was sie tun.

Es wirkt ein bisschen so: Wir haben die erste Stufe gezündet, auf die hat die Liga irgendwie nicht reagiert. Jetzt zünden wir die nächste Stufe und sprechen die Drohung eines Austritts unverhohlener aus.

Das kann schon sein, wobei uns in Österreich – um ein anderes Vorstandsmitglied zu zitieren – schon bei Gründung der ELF klar war, dass halt jetzt die Zeit der Goldgräber angebrochen ist. Und wenn es die ELF nicht mehr geben sollte, dann wird es halt die „Zwölf“ oder die „13“ geben. Um es mal so salopp zu formulieren.

Das klingt pessimistisch, wenn Sie sagen, egal, was da jetzt kommen sollte, solange der Fokus weiterhin auf Football als Business Case liegt, wird sich nicht wirklich etwas verändern.

Das ist meine Annahme, ja.

Selbst wenn Sie sehen, welche Teams sich jetzt da zusammengeschlossen haben und mit einem Plan B liebäugeln, um es besser machen zu wollen? Die beiden österreichischen Teams sind ja auch dabei.

Ja, aber zu denen haben wir in dem Sinn keinen konstruktiven Kontakt.

Weil es so ähnlich ist wie in Deutschland, wo der Verband auch die konstruktive Zusammenarbeit mit und vonseiten der ELF vermisst?

Es ist eher ein – freundlich formuliert – Mitbewerberverhalten als ein Miteinander. Daher bin ich auch skeptisch, was eine wie auch immer geartete Nachfolge-Liga betrifft, denn es sind am Ende des Tages dieselben Personen mit denselben Allüren. Und diese Allüren beinhalten nicht, die nationalen Ausbildungssysteme und nationalen Anstrengungen zur Förderung des Footballs entsprechend einzubeziehen und wie auch immer zu entlohnen. Stattdessen nimmt man sich halt für ein Pre-Game-Event vielleicht ein paar Flag-Teams von Elf-, Zwölfjährigen aus der österreichischen Nachwuchs-Liga, um sich das Label Jugendarbeit umzuhängen.

Das klingt nach sehr verhärteten Fronten zwischen Amateurbereich und ELF.

Da ist schon sehr viel zu Bruch gegangen, und da müsste, was auch immer der ELF nachfolgt, schon ein klares Signal kommen an alle nationalen Verbände, die es betrifft, und auch den internationalen Verband.

Sind Sie denn generell davon überzeugt, dass eine europäische Liga der Entwicklung des Footballs in Europa gut tut? Oder braucht es die gar nicht?

Na ja, dass der Bedarf da ist aus Sicht eines Spielers mit einem entsprechenden Niveau, das verstehe ich. Und ich verstehe auch jeden Spieler, der in die ELF geht, wo er dann 150 Euro im Monat bekommt, während er früher 150 Euro gezahlt hat. Wobei es ja nicht ums Geld geht in erster Linie, sondern darum, auf Augenhöhe gegen gute Gegner anzutreten und das halt jedes Wochenende an einem anderen europäischen Ort. Und natürlich ist das Fan-Interesse da. Wir orientieren uns in Österreich ja auch durchaus europäisch. Wir hatten viele Jahre mehrere italienische Teams auch bei uns in der Liga spielen, die Ferhervar Enthroners spielten vor ihrem Einstieg in die ELF in einer österreichischen Liga, die Prag Panthers sind seit Jahren in der AFL. Wir stehen dem vom Prinzip her also nicht negativ gegenüber.

Wie viele Teams sehen Sie denn für eine funktionierende europäische Liga als realistisch an?

Was die ELF betrifft, es hat ja jeder gelacht. Dieses hehre Ansinnen von 24 Teams, das ja von Anfang an im Raum gestanden hat. Weil ja jeder wusste, die gibt es nicht, diese 24 Teams. Die hat es auch nie gegeben, die auf Augenhöhe gegeneinander spielen können. Es war immer klar, das sind maximal zwölf. Und wenn man sich die ELF heute anschaut, dann sind es in Wahrheit auch nur elf bis zwölf Teams, die tatsächlich kompetitiv sind. Es war klar, dass die Türken nicht in absehbarer Zeit kompetitiv sein können. Es war klar, dass die Schweizer nicht in absehbarer Zeit kompetitiv sein können. Es war klar, dass in Spanien nie zwei Teams existieren können. Italien funktioniert teilweise ein bisschen anders. Da spielen die Topspieler jetzt dann doch teilweise lieber wieder in der heimischen Liga. Und so zieht sich das halt quer durch Europa durch. Das war ja alles relativ transparent. Man wusste genau, welches Land welche Qualitäten hat und wo welche Teams gut sind und welche Organisationsstrukturen funktionieren.

Also stört Sie am Ende vor allem das Vorhaben, als Liga mit Football Geld verdienen zu wollen?

Ich kann mir vorstellen, dass es Menschen gibt, die daran etwas verdienen möchten. Und ja, für gewisse Maßnahmen braucht es natürlich Investitionen, keine Frage. Aber es bedarf eines gegenseitigen Verständnisses und eines respektvollen Umgangs miteinander. Beides ist aus meiner Sicht nicht gegeben.

Ist das aus Ihrer Sicht der große Gründungsfehler der ELF? Diese Attitüde des Alleingangs?

Man hat es halt 2021 einfach gemacht. Und mal ganz ernsthaft: Die ELF ist eine Liga, die von niemandem anerkannt ist, von keinem internationalen Verband. Das ist ein privates Spielzeug. Der Anti-Doping-Code der Wada ist nicht unterschrieben. Eigentlich werden viele Voraussetzungen für einen ordentlichen Ligabetrieb nicht erfüllt.

Es gibt aktuell auch keine Transferregelung mit dem Amateurbereich.

Ich habe damals vorgeschlagen: Ja, ich verstehe das alles, ihr seid in Gründung, ihr werdet kein Geld verdienen. Das wird zwei, drei, vier Jahre dauern, bis man da auf die schwarze Null kommt. Dann gebt doch jedem Verein, von dem ihr einen Spieler nehmt, einen symbolischen Euro. Einfach nur als Anerkennung, wo dieser Spieler herkommt und für die Ausbildung, die er dort erfahren hat. Und wenn ihr als ELF ins Verdienen kommt, dann reden wir darüber, ob aus dem einen Euro zwei werden können. Das wurde abgelehnt nach dem Motto: Wir sind wir, und wir sind die Besten, wir sind die Schönsten, wir sind die Größten. Aber die Damen und Herren müssen auch wissen, dass sie Geld verdienen auf Basis dessen, was andere geleistet haben. Da geht es nicht darum, Personen zu honorieren, sondern die Amateurstrukturen, die das alles aufgestellt haben. Und wenn man sich die ELF heute anschaut, die einzelnen Teams, dann sind es ja in Wahrheit zu 90 Prozent dieselben handelnden Personen aus den Amateurstrukturen. Das sind die Spieler, es sind die Coaches, die aus den Amateurstrukturen kommen. Und es sind sehr oft auch Mitarbeiter, die aus diesem Bereich kommen.

Ist das Tischtuch also endgültig zerschnitten?

Wenn man Hirnschmalz von beiden Seiten konstruktiv zusammenfließen lässt, könnte man durchaus zu einer Win-win-Situation kommen, die dann eine echte Förderung und Entwicklung des europäischen Footballs wäre. Aber jetzt nur eine neue Liga zu schaffen, die mit sich selbst zufrieden ist und in der die einzelnen Franchisenehmer zufrieden sind, ist keine Entwicklung des europäischen Footballs. Das ist die Entwicklung eines Businessprojekts. Ich bin da vielleicht auch Zweckpessimist, weil sich ja interessanterweise auch viele der handelnden Personen dem Verhalten der Liga angeglichen haben.


Alfred Tkaczuk Vienna Vikings ALL IN

(Quelle: Rheinische Post - Stefan Klüttermann vom 08.07.2025)

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