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EFA26: Insolvenzantrag – Stuttgart Surge wird Ungewissheit zum Verhängnis

  • Autorenbild: A.T.
    A.T.
  • 24. Nov.
  • 3 Min. Lesezeit
Stuttgart Surge, der wahrscheinlich letzte ELFChampion wird ein Opfer der aktuellen Unsicherheiten
Stuttgart Surge, der wahrscheinlich letzte ELFChampion wird ein Opfer der aktuellen Unsicherheiten

Stuttgart Surge geht das Geld aus: Dem ELF-Champion wird auch die fehlende Perspektive zum Verhängnis – denn weiterhin ist unklar, ob es eine eigene Rebellen-Liga geben wird


Suni Musa (46) hat in seinem Leben schon viele Unterschriften geleistet, aber bei keiner war er so stolz: Am 2. Oktober trug sich der Geschäftsführer von Stuttgart Surge ins Goldene Buch der Stadt Stuttgart ein, wie alle Spieler und Trainer, die zuvor in einem begeisternden Finale vor 36.784 Fans in der MHP-Arena die Meisterschaft in der European League of Football gewonnen hatten. Es war ein Moment, den keiner der Beteiligten je vergessen wird.

Nun, gut sechs Wochen später, passierte wieder etwas, das Suni Musa für immer im Gedächtnis bleiben wird, und erneut hat er dabei auf einem wichtigen Papier unterschrieben – diesmal auf dem Antrag für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens.


Suni Musa sucht vergeblich nach einem Ausweg

„Ich bin mega enttäuscht und sehr, sehr traurig“,

sagt der Geschäftsführer von Stuttgart Surge,

„eigentlich bin ich ein Kämpfer, der niemals aufgibt, deshalb fällt es mir unglaublich schwer, die Situation zu akzeptieren, in der wir uns befinden. Wir haben bis zuletzt nach einem Ausweg gesucht – aber es gab keinen.“

Weil der finanzielle Druck zu groß geworden ist.

„Wir befinden uns in einem Moment der Zahlungsunfähigkeit“,

erklärt Suni Musa,

„und wir sehen derzeit keine Basis für eine gesicherte Zukunft.“

Das hat mit offenen Rechnungen aus der Vergangenheit zu tun. Aber auch mit großen Plänen, von denen niemand weiß, ob sie jemals realisiert werden.

Ein stolzer Moment: Surge-Geschäftsführer Suni Musa trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Stuttgart ein
Ein stolzer Moment: Surge-Geschäftsführer Suni Musa trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Stuttgart ein

Der Etat von Stuttgart Surge, der zuletzt rund 1,7 Millionen Euro betragen haben soll, war schon immer bis auf den letzten Cent ausgereizt. Doch nach einer sportlich fulminanten Saison, die mit dem 24:17-Sieg im Finale gegen die Vienna Vikings endete, war der Optimismus groß, auch diesmal wieder alle wirtschaftlichen Probleme lösen zu können. Allerdings änderten sich die Rahmenbedingungen.


Stuttgart Surge wird die Ungewissheit zum Verhängnis

In den Auseinandersetzungen mit der ELF, deren Geschäftsführer Zeljko Karajica von vielen Franchises finanzielle, organisatorische und kommunikative Misswirtschaft vorgeworfen wird, waren die Surge-Verantwortlichen bemüht, sich solange wie möglich neutral zu verhalten. Doch diese Taktik ließ sich irgendwann nicht mehr aufrechterhalten – also schlossen sich auch die Stuttgarter dem Rebellen-Verband European Football-Alliance an. Die zehn Mitglieder der EFA verkündeten, eine eigene Liga gründen zu wollen, spalteten sich danach aber in zwei Lager, weil es Streit über das passende Finanzierungsmodell gab. Dieser Zwist hält an – weshalb derzeit völlig unsicher ist, wie es im europäischen Top-Football weitergeht. Diese Ungewissheit wurde Stuttgart Surge nun zum Verhängnis.

Nach Informationen der Stuttgarter Zeitung würde bis zum Saisonstart im Mai beim Meister eine mittlere sechsstellige Summe an Fixkosten anfallen. Geld, das Stuttgart Surge derzeit nicht hat, und das Suni Musa nur dann auftreiben könnte, wenn er Versprechungen macht, die womöglich nicht zu halten sind.

„Es existiert derzeit, was den Spielbetrieb für 2026 angeht, nichts Fixes und auch keine schriftlichen Vereinbarung“,

sagt der Surge-Manager,

„es gibt keine EFA-Liga, keinen TV-Vertrag, keine Sicherheit. Und somit auch keine Grundlage für Abmachungen mit unseren Sponsoren und Dienstleistern. Ich kann derzeit niemandem guten Gewissens versprechen, dass sich alles schon irgendwie klären wird. Deshalb haben wir keine andere Wahl, als Insolvenz zu beantragen – auch wenn es diese Region nicht verdient hat, kein hochklassiges Football-Team mehr zu haben.“
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Die Chancen auf einen Neuanfang bei Stuttgart Surge sind minimal

Diese Äußerungen zeigen: Die Hoffnung, dass das Finale in der MHP-Arena doch nicht der letzte Auftritt des Surge-Teams war, ist gering. Suni Musa jedenfalls würde es sehr überraschen, wenn irgendwoher unvorhergesehene Unterstützung auftauchen würde.

„Bei uns selbst gibt es kaum noch Substanz“,

sagt der Geschäftsführer,

„und einen Neuanfang planen könnten wir nur, wenn sicher ist, dass eine Liga existiert. Doch wie schwer es ist, ein solches Konstrukt aus dem Boden zu stampfen, das dann ja auch noch professionell arbeiten muss und eine entsprechende mediale Verbreitung benötigt, sieht man jetzt ganz deutlich. Wir haben alles versucht, um unseren Teil beizutragen – doch es hat nicht gereicht.“ Mit fatalen Folgen.

Die Mitarbeiter, Spieler und das Trainer-Team sind über den Gang in die Insolvenz bereits informiert worden.

„Auch für die Fans“,

erklärt Medienchef Sascha Müller,

„wird eine Welt zusammenbrechen.“

Ähnlich wie für Suni Musa.

Der Geschäftsführer stieg 2022 bei Stuttgart ein, erlebte zunächst eine Saison voller Niederlagen, formte dann aber zusammen mit Cheftrainer Jordan Neuman ein neues Team, das die Vizemeisterschaft (2023), den Einzug ins Halbfinale (2024) und schließlich den Titelgewinn (2025) feierte.

„Das Ende ist richtig bitter“,

sagt der Geschäftsführer,

„ich hätte gerne gesehen, wie sich unser Herzblut-Projekt, das so viele lieben, weiterentwickelt. Stattdessen muss ich das, was wir gemeinsam aus dem Boden gestampft haben, jetzt zu Grabe tragen.“

Mit einer Unterschrift, die richtig weh getan hat.


A.T.

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